Naturgarten

Warum Naturgärten?

Zwei Bläulinge, das Männchen oben blau, das Weibchen braun
Hauhechel-Bläulinge: ♀ und ♂

Oben: Rote Schneckenhaus­-Mauerbiene
markiert ihr Schneckenhaus

Unsere Landschaften sind ausgeräumt. Intensive Düngung, grossflächige Bearbeitung der Wiesen und Äcker und die vielen Pflanzen­schutz­mittel haben die meisten Blumen und Kleintiere vertrieben; viele von ihnen sind unterdessen vom Aussterben bedroht.

Sterile Gärten mit englischem Rasen, exotischer Bepflanzung und vielen Pflanzenschutzmitteln tragen weiter zum Artensterben bei.

75 % weniger Insekten

Eine Langzeit­studie zeigt, dass in deutschen Natur­schutz­gebieten die Menge an Insekten innerhalb der letzten 27 Jahre um 75 % abgenommen hat.

Die Insekten sind die artenreichste Tiergruppe; sie sind nicht nur die wichtigsten Pflanzenbestäuber, sie regulieren auch Schädlinge und sind selber Futter für viele Tierarten.

Einheimische Blütenpflanzen in unsere Gärten!

Naturnahe Gärten, mit Lebensräumen für viele verschiedene Wildpflanzen und -tiere, können dem allgemeinen Trend entgegensteuern. Naturnahe Gärten werden natürlich ohne chemische Pflanzenschutzmittel gepflegt.

Eine Wiese im Juni
Rote Lichtnelke, scharfer Hahnenfuss und div. Gräser

Blühende Gärten mit einheimischen Wildpflanzen ernähren Wildbienen, Schmetterlinge, Fliegen, Käfer und viele andere mehr.

Trockenstandort
Nelken, Glockenblumen, Resede

Diese leben von Nektar und Blütenpollen, dabei sind sie auf ein vielfältiges und lang andauerndes Blüten­angebot angewiesen.

Solche Gärten erfreuen nicht nur die Insekten, sondern sie beglücken auch uns Menschen!

Pflanzen und Tiere gehören zusammen

Einheimische Pflanzen und Tiere haben sich über Jahrmillionen zusammen entwickelt. Die Insekten befruchten die Pflanzen, im Gegenzug erhalten sie von diesen Nektar und Pollen für ihre Brut.

Glockenblumen-Scherenbienen-Pärchen
Glockenblumenscherenbienen sind auf Glockenblumen spezialisiert

Pflanzen und Insekten sind oft rechte Spezialisten: Verschiedene Insekten brauchen für die Fütterung ihrer Brut Pollen und Nektar von ganz bestimmten Pflanzen.

Fazit: Fehlt die richtige Pflanze, bleiben auch ihre Insekten aus. Damit entsteht eine Lücke in der Nahrungskette - weitere Tiere und auch Pflanzen verschwinden!

Im Naturgarten finden Tiere nicht nur Nahrung, sie finden auch dringend benötigtes Nistmaterial sowie Unterschlupf und Winterquartier.

Mehr Gartenflächen als Naturschutzgebiete

Die Fläche aller Gärten und Parks in der Schweiz und in Deutschland ist grösser als die Fläche aller Natur­schutz­gebiete.

Mehr Naturgärten bringen deshalb auch mehr Naturschutz!

Rabatte vor dem Haus im Morgenlicht
Wildstauden im Kiesbeet

Selbstverständlich kommen wirklich seltene Pflanzen- und Tierarten meistens nicht in Naturgärten vor. Da aber selbst die Lebensräume früher häufiger Arten verschwinden, ist es sinnvoll in Gärten Ersatzlebensräume anzubieten.

Vernetzung der Grünflächen

Haben Sie es auch bemerkt: Die Strassenränder sind oft die schönsten Wildpflanzenbeete!

Strassenränder, Mittelstreifen, Grünflächen der Städte und der Industrie sind immer öfters mit Wildblumen bepflanzt und werden entsprechend gepflegt.

Wildpflanzen am Strassenrand
Moderne Strassenränder mit Naturgrün (hier Strassenrandbegrünung in Weinfelden)

Zusammen mit den Naturschutzgebieten, den Blumenwiesen-Programmen der Landwirtschaft und den Naturgärten entsteht ein Netz von naturnahen Flächen.

Helfen Sie mit, dieses Netz enger zu knüpfen!

Vielfältige Lebensräume im Naturgarten

Hecken

Neuntöter (Jungtier)
Neuntöter, ein seltener Gast

Vögel lieben Wild­sträucher­hecken. Im Sommer füttern sie ihre bereits ausgeflogenen Jungen mit den verschiedenen Wildfrüchten.

Dornenbüsche schützen die Vögel vor den vielen Hauskatzen, welche ihnen in den Gärten auflauern. So sitzen bei uns ganze Vogelfamilien in den Wildrosenbüschen - unsere Rosen werden zu Vogelvolièren!

Mönchsgrasmücken-Männchen pflückt Holunderbeeren
Mönchsgrasmücke am Schwarzen Holunder

Verschiedene Wildsträucher können übrigens zurückgeschnitten werden, sodass sie auch in kleinere Gärten passen.

Feuchtgebiete

Viele Feuchtgebiete sind aus der Landschaft verschwunden; feuchte Wiesen wurden trocken gelegt.

Die entsprechenden Pflanzen und Tiere werden immer seltener.

Im Garten bringen uns Teiche, Bachläufe, Brunnen und Sumpfbeete diese Lebens­gemein­schaften wieder näher.

Wir stauen mit Hilfe von Folien das Wasser, bringen die entsprechenden Sumpf- und Wasserpflanzen ein - und schon zieht eine grosse Schar einheimischer Tiere ganz von selber ein!

Molche am Teichgrund
Ein Bergmolchpärchen, im Hochzeitskleid, aus dem Umfeld eingewandert

Im Laufe der ersten Monate installiert sich eine komplexe Lebensgemeinschaft aus Pflanzen und Tieren.

In einen Naturteich gehören keine Fische, denn diese fressen die Eier und Larven der Amphibien und Insekten!

Laub-, Ast- und Steinhaufen

Und lassen Sie es! Es muss nicht bis in die hinterste Ecke alles kontrolliert und ausgeräumt sein! Ungestörte Lebensräume wie Laub-, Ast- und Steinhaufen schützen Kleinsäuger, Reptilien und Insekten vor Hitze und Kälte. Ausserdem bieten sie Unterschlupf und Schutz vor Katzen und anderen Fressfeinden.

Junger Igel auf Schotterbeet
Junger Igel

In Laub-, Ast- und Steinhaufen leben viele Tiere: Igel, verschiedene Mäuse, Blindschleichen, ev. Eidechsen, viele Insekten, wie Käfer, Spinnen, Bienenlarven...

Blindschleichen sind übrigens keine Schlangen, es sind Echsen, wie die Zauneidechsen auch! Sie liegen in Komposthaufen, in Ast- und Steinhaufen. Sie ernähren sich von Nacktschnecken, Regenwürmern und unbehaarten Raupen.

Blindschleichen bringen ihre 7-10 cm langen Jungtiere lebend zur Welt.

Sie können bis 40 Jahre alt werden.

Hier wohnt ein Igel!

Astschnitt aus dem Gemüsegarten, von Igeln bewohnt

Zusammengerechtes Laub von Kieswegen und -flächen, Heckenschnitt und Abraum vom Gemüsegarten werden im Herbst zu Haufen aufgeschichtet. Sie bieten Unterschlupf und Winterquartier für viele Tiere.

 

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