Blicke aus der wohlig warmen Stube in den immer noch farbigen Garten: Im weichen Winterlicht leuchten farbige Blätter oder weiss vereiste Zweige mit ihren Früchten - je nach Temperatur.
Die Früchte an den Rosenbüschen und in der Wildhecke locken immer noch viele Vögel an. Es sind die Hiergebliebenen: Meisen, Finken, Amseln, Spatzen, Rotkehlchen etc.
Das meiste Leben im Garten hat sich zurückgezogen.
Die einen haben sich in geschützte Verstecke eingegraben und halten ihren Winterschlaf. Andere überleben ohne Nahrung als Ei oder Puppe in Verstecken oder unterm Laub - eine unendliche Vielfalt von Überlebensstrategien.
Unser Wildbienenhaus
In unserem Garten habe ich während der letzten zwei Jahre mindestens 35 Wildbienenarten fotografiert. Sie brüten entweder im Boden, in Mauerritzen oder in Käferfrassgängen etc. von Haus und Scheune.
Bisher hatten wir kein Wildbienenhaus. Doch letzten Frühling wollten wir es wissen: Würden unsere Wildbienen auch Bohrungen im Holz annehmen?
Mein Mann bohrte in einen kleinen Eschenstamm 6 mm grosse Löcher und hängte diesen hinter die Kletterrose.
Die wunderschönen Frassgänge stammen übrigens von den vorherigen Bewohnern, den Bunten Eschenbastkäfern. Ihre Larven leben unter der Rinde von gefällten oder bereits erkrankten Eschen. Dabei bohren sie diese markanten Frassgänge und -löcher.
Und siehe da: Verschiedene Weibchen der Roten Mauerbiene interessierten sich schon nach kurzer Zeit für diese zusätzlichen Nistgelegenheiten und bereits nach zwei Tagen waren alle Löcher belegt.
Die Wildbienenweibchen flogen ununterbrochen Pollen und Nektar ein, legten je ein Ei in jede Brutzelle, legten Zwischenwände aus Lehm an und verschlossen schliesslich die gefüllten Brutröhren mit feuchtem Lehm.
Und jetzt hängt das kleine Wildbienenhaus in eisiger Kälte.
Ich hoffe natürlich, dass seine Bewohner alle wohlauf sind. Sie sind jetzt bereits fertig entwickelte Wildbienen. Sie warten in ihren Kokons auf die wärmenden Sonnenstrahlen im Frühling.
In den Zellen näher beim Ausgang sind die Männchen, sie schlüpfen zuerst und warten auf die wenig später erscheinenden Weibchen.
A propos wohlauf: Erst beim Durchsehen der Bilder vom letzten Sommer ist mir die Taufliege neben den Bohrlöchern aufgefallen.
Diese nur 3 mm grosse Fliege legt ihre Eier in Mauerbienennester. Im nächsten Frühling schlüpfen dann dort Taufliegen anstelle der Roten Mauerbienen. Na ja, da ich bin aber gespannt!
Zweifarbige Sandbiene
(Andrena bicolor) Weibchen
9 - 10 mm, fliegt von März-Mai und Juni-August
nistet einzeln in selbstgegrabenen Erdnestern, welche bis 1 Meter tief sind
besucht verschiedene Pflanzenarten.
Gehörnte Mauerbiene
Gehörnte Mauerbiene
(Osmia cornuta) Männchen
10 - 15 mm, fliegt von März bis Mai
Weibchen nistet in vorhandenen Hohlräumen und Nisthilfen
besucht verschiedene Pflanzenarten.
Rote Mauerbiene
Rote Mauerbiene
(Osmisa bicornis) Männchen
8 - 13 mm, fliegt von Mitte/Ende März bis Mitte Mai
Weibchen nistet in vorhandenen Hohlräumen und Nisthilfen
besucht verschiedene Pflanzenarten.
Trauerbiene
Trauerbiene
(Melecta albifrons)
12 - 17 mm, fliegt von März bis Juni
Kuckucksbiene: legt ihre Eier in Pelzbienennester
besucht verschiedene Pflanzenarten.
Wespenbiene
Wespenbiene
(Nomada)
Wespenbienen sind anhand von Fotos schwierig zu bestimmen.
Wespenbienen sind Kuckucksbienen, das heisst, sie bauen keine eigenen Brutzellen, sondern legen ihre Eier in andere Wildbienennester.
Die frisch geschlüpften Larven fressen zuerst das Wirtsei und dann den Nektar/Pollen-Proviant.
Gemeine Goldwespe
Gemeine Goldwespe
(Chrisis ignita)
6 - 13 mm, fliegt von Mai - September
Goldwespen sind Parasiten in verschiedenen Pelz- und Mauerbienen-Nestern, sowie in Nestern von Lehm- und Grabwespen.
Nahrung der Wespen: Necktar
Nahrung der Larven: Erst das Wirtsei oder die -larve, dann den Pollen/Nektar-Proviant oder weitere Insekten.
Durch Kuckucksbienen und parasitäre Wespen regeln sich die Wildbienenbestände: Gibt es viele Wildbienen, so vermehren sich auch deren Parasiten, werden es weniger Wildbienen, so finden Kuckucksbienen und Wespen weniger Wirtsnester.
Kiesbeet Anfang April mit Traubenhyazinthen
Mitte Februar 2016
Elfen-Krokus (Crocus tommasinianus) Märzenbecher
Erste Krokusse, erste Märzenbecher, die Haselsträucher schon bald verblüht - und das alles Mitte Februar, auf 615 m ü. M.! Wärmerekorde überall!
Unser Garten sieht zwar beim momentanen trüben Wetter noch recht trist aus - kein Schnee, sehr wenig Sonne, viele verdorrte Stängel alles grau in grau.
Aber - wenn man genau hinsieht - kommt er eben doch, der Frühling!
Ganz wenig Schnee und ein bisschen Sonne - und schon glitzert's und funkelt's! Anfangs Februar: Haselsträucher in voller Blüte
Viele Vögel
Feldsperling auf dem SchwarzdornBlaumeise und Erlenzeisig
Auf dem Schwarzdorn beim Sitzplatz geht's unglaublich munter zu und her - Tschilp, tschilp und sie fliegen weg, tschilp, tschilp und sie fliegen wieder zu - den ganzen Tag.
Eine Schar Feldspatzen und einige Hausspatzen haben sich hier häuslich eingerichtet.
Hier finden sie, was sie brauchen: Eine vor Katzen sichere Sitzwarte, ein feines Bad und zartes Futter.
Blütenknospen
Roter Holunder:
Blüht eigentlich erst im April
Apropos Futter: Die Blütenknospen des Schwarzdorns beim Sitzplatz sind bereits fast alle weg gefressen!
Bald blüht sie, die Kornelkirsche
Beim nahen Wäldchen hingegen, 50 Meter von hier, sind die Knospen der Schwarzdornsträucher alle noch dran und ich freue mich auf ihre baldige Blüte.
Blütenknospen der Alpenrebe
Auch die Knospen der anderen Wildsträucher in der Hecke wurden bisher verschont, wahrscheinlich schmecken sie weniger fein.
Schön zusammen gefältelt warten sie auf baldige Blüte in wärmerer Zeit.
Erste Insekten
Unsichtbar für uns Menschen beginnen sich frühe Wildbienen, Schwebfliegen und andere Insekten für den ersten Ausflug zu rüsten:
Stinkende Nieswurz
In ihren Brutzellen - versteckt in Käferfrass-Gängen im Holz, im Boden, unterm Laub oder Moos etc. - beginnen sich die Insektenlarven zu verpuppen und sind dann für den Schlupf bereit.
Nach ein paar warmen Tagen sind sie schliesslich alle da - die frühen Blüten und ihre Insekten!
Die Stinkende Nieswurz heizt ihre Blüten sogar - sie gibt ihren verführerischen Düften auf diese Weise mehr Schwung!
Zwergiris
Mitte Januar 2016
ZugefrorenGolddistel: Schmuck im
winterlichen Garten
Endlich Schnee!
Der ganze Garten ist weiss verzuckert und wie verzaubert!
Ich versuche, Schneesterne zu fotografieren. Doch es ist noch zu warm. An der Sonne schmelzen die filigranen Geschöpfe weg, kaum sind sie vom Himmel gefallen.
Wer weiss, vielleicht fällt der nächste Schnee bei tieferen Temperaturen!
Thymian und Glockenblumen in Weiss.Kohlmeise...
Was macht eigentlich unser Garten im Winter, wenn alles gefroren ist?
Vögel im Winter
Die Vögel haben bis gestern im 1 - 2 Grad warmen Wasser gebadet - und wie! Immer wieder sassen Kohl- und Blaumeisen, Amseln, Rotkehlchen u.Co zu dritt oder zu viert im kleinen Tümpel und haben in aller Ruhe ein Bad genommen.
Das hat anschliessend wohl ordentlich Hunger gegeben!
... im Bad, Wassertemperatur: 2°
Wie aber schützen sich Pflanzen oder Kalt- und Wechsel-Blüter gegen Minus-Temperaturen?
Sie alle müssen verhindern, dass das Wasser in ihren Körperzellen gefriert, denn Eis würde ihre Zellen zerstören.
Tiere suchen geschützte Plätze auf. Sie wissen schon: Laubhaufen, Erdlöcher, Hohlräume an Gebäuden, ungeheizte Gebäudeteile, etc.!
Die Stinkende Nieswurz heizt ihre Blüten im Februar und März bis 6°C über die Umgebungstemperatur und lockt so frühe Hummeln an.Birkenzipfelfalter-Ei, 1 mm,
überwintert am Schlehdorn
Pflanzen im Winter
Pflanzen können nicht weglaufen. Sie haben unzählige andere Überlebens-Strategien entwickelt.
Zum Beispiel:
Es überleben nur die Samen oder die Wurzeln mitsamt einer Knospe, Bäume und Sträucher werfen ihre Blätter ab etc.
Dazu ändern die Pflanzen ihren Zellhaushalt, sodass kein Wasser in ihren Zellen gefrieren kann.
Frisch verschneite Lavendel- und Rosensträucher
Nach zwei Stunden fotografieren sind meine Finger klamm und die Kälte kriecht mir den Rücken hoch.
Schlehdorn und Schneeball mit Beeren
Hat
da jemand etwas von "nicht an die Umgebung angepasst", oder gar von "Exoten, welche das hiesige Klima nicht ertragen", gesagt?
Naturgartenverlag Reinhard Witt: Alle Bücher von Reinhard Witt: Naturgartenplanung und -bau, Nachhaltige Pflanzungen und Ansaaten, Naturnahe Strauchrosen, Wildpflanzen Topfbuch, Naturgartenpflege etc.
Peter Richard: Der gestaltete Naturgarten. Symbiose von Natur und Gartenkunst. Für Peter Richard ist der Naturgarten eine Symbiose von natürlicher Dynamik und menschlicher Gestaltung. In diesem Buch erklärt er seine Sichtweise anhand zahlreicher Beispiele; persönliche Anekdoten veranschaulichen seine Naturgartenphilosophie.
Haupt Verlag, 2018, 128 Seiten
ISBN 978-3-258-08024-6
Natur schaffen: Ein praktischer Ratgeber zur Förderung der Biodiversität in der Schweiz.
Haupt Verlag AG; Standard-Nummer: ISBN 978-3-258-07960-8
Weblinks
Mission B: Schweizer Radio und Fernsehen - Text-, Wort- und Filmbeiträge zur Verbesserung der Biodiversität. Wie wird mein Garten, meine Umgebung artenreicher und lebendiger?
Faszination Naturgarten: Film - Naturgarten e.V. - Naturnaher Garten für Wildpflanzen und heimische Tiere www. www.youtube.com
Bioterra: führende Organisation für den Bio- und Naturgarten in der Schweiz
Biogärtnereien & Fachbetriebe-Naturgarten; www.bioterra.ch
Naturgarten Netz Werk Netzwerk von Gartenbaufirmen für Naturnahe Gärten, Österreich
Partnerorganisation von "Naturgarten e.V. Deutschland; www.naturgarten-netzwerk.at